Im Schloss des Prinzen Draculea
1878
Bereits als junger Mann von 23 Jahren trat Abraham Vambery in den Abenteuer Club Europa ein. Damals beeindruckte er den Adventure Club of Europe (ACE) durch die vielen Sprachen, die er sprach. Darunter Mandarin, Afrikaans, Farsi, Dari, Tädschiki und 13 unterschiedliche, mittlerweile in Vergessenheit geratene Mundarten des Ostfriesischen. Mit einer geheimen Spende unterstützte der ACE die Veröffentlichung seines deutsch-bretonischen Wörterbuches 1868.
10 Jahre später berichtete er davon, wie er als Derwisch verkleidet Armenien und Persien bereiste und unter falschem Namen bis nach Zentralasien gelang. Diese Expeditionen sind in Reiseberichten wie „Meine Wanderungen und Erlebnisse in Persien“ oder „100 verstopfungssichere Mahlzeiten in Mittelasien“ veröffentlicht worden und in jeder weltlichen Bibliothek zu finden.
Unter seinen vielfältigen Expeditionen findet sich nur eine einzige, über die Abraham Vambery keinen Bericht veröffentlichte. 1878 war es, als er nachweislich eine Karte und ein Ticket für eine einmonatige Reise nach Siebenbürgern in Rumänien kaufte. Er brach die Reise jedoch nach zwei Wochen ab und hüllte sich in Schweigen über das, was er erlebt hatte. Lediglich auf einer Versammlung des Adventure Club of Europe 1890 in London sprach Vambery zum Thema „Aus gescheiterten Expeditionen lernen“ über diese, mittlerweile sagenumwobene, Reise.
Im Jahrbuch 1890 des ACE finden wir folgenden Eintrag zu seiner Expedition:
Vambery erzählte in ausschweifenden …
… Worten und mit viel Sinn für Wortwitz von seiner Ankunft in Siebenbürgen. Seine verzweifelte Suche nach einem Wirtshaus, bei der er die Begegnungen mit den Menschen auf der Wegessuche überzeugend lebensecht nachspielte, trieb allen Anwesenden Tränen des Lachens in die Augen. Eine Anwohnerin übergab ihm zum Beispiel einen Rosenkranz zum Schutze. Statt im Wirtshause landete er am Ende im Hause des rumänischen Prinzen Drăculea. Vambery schilderte seinen Eindruck des Ortes so eindringlich, dass aus dem Lachen der Clubmitglieder plötzlich eisige Stille wurde. Er sprach von Zimmern, die er nicht betreten durfte und einer Sekunde des Schrecks, als er glaubte, Prinz Drăculea an der Wand klettern zu sehen, gleich einer Eidechse.
Vambery, den wir als unerschrocken und mutig von zig Expeditionen kennen, der keine Angst vor Verkleidung, falscher Identität und politischen Krisen hat, spürte in dem Schloss eine panische Todesangst, die darin gipfelte, dass er glaubte noch am gleichen Abend sterben zu müssen. Tagelang – und hier geriet Vambery Bericht ins Stocken – muss er wohl vergeblich versucht haben, das Schloss zu verlassen, ehe es ihm nach einer geschlagenen Woche gelang, zu entkommen. Aus Neugier und Interesse versuchten die Kameraden des Adventure Club of Europe weitere Details zur Begegnung mit dem mytseriösen Prinzen und dessen Wohnort durch Vambery in Erfahrung zu bringen, doch kreidebleich und schweigsam, wie dieser plötzlich war, schien dies unmöglich“
An jenem Abend saß Bram Stoker im Londoner Publikum, der später ein weltbekannter Autor wurde. Bis spät in die Nacht soll er weitere Informationen zu Vambery Reise erfragt haben, ehe Vambery ihm schließlich einen Einblick in sein Tagebuch aus jener Zeit ermöglicht haben soll. Unbestätigten Gerüchten zufolge basiert Stokers bedeutendster Roman, „Dracula“, auf eben jenen Tagebüchern Vamberys.