Der Fluch der Sphinx
1925
Luc Barré, leidenschaftlicher Archäologe und Historiker und seit 1920 Mitglied im ACE, brach im Jahre 1925 auf, um die Sphinx von Gizeh freizulegen.
Sein Expeditionstagebuch ist uns nur in Fragmenten erhalten. Den Rest haben wir mit Hilfe von Archäologen und Historikern rekonstruiert.
„23. Oktober 1925
Vor mir kniet diese Sphinx, bis zum Hals im Sand. Ich spüre Ehrfurcht und Stolz. Mit jeder Schaufel lege ich Geschichte frei und werde der Welt die Geheimnisse dieser wunderschönen… ja, was bist du eigentlich, ein Grabmal? Eine Statue? Eine Mauer? Wir werden es bald wissen.“
Nach einigen Wochen änderte sich die Stimmung im Team der Expedition. Arbeiter blieben fern, wie Luc in seinem Tagebuch schrieb. Aus Berichten von Zeugen wissen wir, dass Luc Barré sehr angespannt war, wenig aß und schlief.
„3. Januar 1926
Kann man es Meuterei nennen? Ein paar meiner Arbeiter aus den umliegenden Gegenden haben sich aus dem Wüstenstaub gemacht. Zuerst dachte ich, ein Virus macht sich breit. Bald darauf hatte ich die Vermutung, sie sind erschöpft, die straffen Tagesziele sind zu hart. Gestern hielt ich einen Sturm für den Grund der fern bleibenden Arbeiter.
Aber heute traf ich den Kerl, der meine Werkzeuge schleift und er sagte es gehe doch ein Virus um. Aber keines, das wir mit einem Arzt kurieren könnten. Die Männer blieben fern, so sagte er mir, wegen eines steigend schlechten Gefühls. Sie haken und graben und sie fürchten die Rache der Toten. Manche seien während des Grabens plötzlich wie von einem Geiste gefasst worden und hätten warnende Worte gestammelt. Ich kann dem nicht glauben.“
Die Zeitpläne der Expedition verschoben sich, auch schien Luc Barré vom Unglück verfolgt. Seine Pläne kreuzten sich mehrfach mit politischen und wettertechnischen Unruhen. Seine Einträge im Expeditionstagebuch wurden mit der Zeit immer kryptischer und mysteriöser.
„Der dritte Sonntag im Mai 1926
Ich habe eine neue Spitzhacke bekommen. Es ist die dritte Hacke in vier Wochen!!!Ich frage mich, ob mein Material so schlecht oder diese verdammte Katze verflucht ist. Sie starrt mich an und verspottet mich. MIAU! Ich wünschte, ich hätte ein riesiges Wollknäuel, um sie zu zähmen.“
Nach diesen Einträgen fehlen Seiten, die eindeutig ausgerissen wurden. Leider gibt es keine verlässliche Fotodokumentation der Ausgrabungen zwischen 1926 und 1929.
„1929, Sommer
Es ist vorbei. Aus Kairo kam endlich der Zement, um dieser tollkühnen Idee ein Ende zu setzen. Keinen Tag länger wollte ich dieses Loch offen sehen und wäre der Bote nicht gekommen, ich wäre persönlich nach Kairo gefahren. Das Loch ist zugeschüttet. Niemals wieder soll ein jemand erblicken, was ich erblicken musste.
Lasst uns dieses Geschöpf zu Ende frei legen und dann in Frieden nach Hause fahren.“
10 Jahre dauerte die Ausgrabung und heute wissen wir über diese gigantische Expedition leider nur sehr wenig. Fakt ist: Es wurden mehrere Bohrungen in die Sphinx gesetzt, die Eingänge ins Innere bildeten. Das Loch, von dem Luc Barré in dem Expeditionseintrag sprach, bezeichnet wohl einen Eingang am Nordende, dem hinteren Teil der Sphinx. Bis heute wurde dieser Eingang nicht wieder offen gelegt und wir können nur mutmaßen, auf was er dort gestoßen sein muss.
Als Wissenschaftler und Abenteurer ist uns nicht zu erklären, warum Luc Barré später nie etwas darüber preisgab. Dennoch ehren wir ihn als treues Mitglied und leidenschaftlichen Forscher.